Im Rahmen der Wahlpflichtwoche des EBG Magdeburg besuchten insgesamt 52 Schüler an drei Tagen die Gedenkstätte Moritzplatz Magdeburg.

Ursprünglich ab 1873 als Amtsgericht und Stadtgefängnis errichtet, diente der Gebäudekomplex in Magdeburg-Neustadt ab 1940 als Strafgefängnis für bis zu 250 Insassen. Ab 1945 wurde er als Untersuchungshaftanstalt von allen mit der politisch motivierten Verfolgung befassten ostdeutschen Strafverfolgungsorganen genutzt und unterstand ab 1958 dem Ministerium für Staatssicherheit der DD R. Seit 1990 erinnert die Gedenkstätte Moritzplatz Magdeburg an die mehr als 10.000 an diesem inhaftierten Opfer politischer Verfolgung, Menschen u.a. wegen ihrer kritischen Einstellung zur DDR-Politik oder wegen des Wunsches, dieses Land zu verlassen.

 Als Projekt innerhalb der Wahlpflichtwoche erhielten die SchülerInnen umfassende und interessante Einblicke in die Historie der Gedenkstätte, lernten während der Führung die Haftbedingungen kennen und erfuhren viel Neues über die Lebensbedingungen in der DDR, politische Rahmenbedingungen und die Arbeitsweise des MfS kennen. Mit Erschrecken wurde die Diskrepanz zwischen Verfassung und Vorgehensweise der Stasi zur Kenntnis genommen und diskutiert. So gewährte die Verfassung der DDR nach Art. 8 die persönliche Freiheit, Unverletzlichkeit der Wohnung, Postgeheimnis und das Recht, sich an einem beliebigen Ort niederzulassen sowie nach Art. 10 jeder Bürger das Recht zur Auswanderung besäße. Dagegen wurden in der Praxis des MfS Ausreisewillige inhaftiert, politisch Verdächtige abgehört, Briefe geöffnet und Berichte über jegliche Lebensbereiche gesammelt. Auf großes Interesse stieß auch die Information, dass Inhaftierte politische Gefangene durch Westdeutschland freigekauft wurden und die DDR somit einen schwunghaften Menschenhandel gegen Devisen betrieb.

Mit besonderem Interesse lauschten die SchülerInnen den Zeitzeugen, die im Anschluss an die Führung durch das Gebäude und die Dauerausstellung über ihr Leben berichteten, die Umstände ihrer Inhaftierung und die Auswirkungen der Haft auf ihr weiteres Leben. Die SchülerInnen konnten den Zeitzeugen viele Fragen stellen und gingen um viele Erfahrungen und mit Wissen bereichert aus dem Projekt.